RVTC´s Blend Series
Den ersten Mix unserer Blend Series widmen wir, natürlich, dem Italo Pop. Um allen Gefühlen und Sehnsüchten, die wir diesem Espresso gegenüber haben, durch Musik einen Ausdruck zu verleihen, haben wir Ferry Mohr eingeladen, einen Mix aufzunehmen, und auf Platte gepresst. Ferry, der zwischen Düsseldorf, Mailand und Bologna zuhause ist, schickt uns mit seiner Auswahl an italienischer Musik genau dorthin. 45 Minuten Musik, die einen melancholisch stimmen auf lange, warme Frühlingstage in Italien, die aber auch die verschiedenen Facetten der reichen italienischen Musik beleuchten. Im Interview mit Mohr geht es genau darum: Melancholie, Fernweh und die ein oder anderen Tipps, diesen entgegenzuwirken.
Was hast du dir bei dem Mix gedacht? Nach welchen Kriterien hast du die Selektion getroffen?
Ferry: Ich war Mitte April wieder ein längere Zeit in Italien. Ein Teil des Mixes spiegelt meine Vorfreude auf wärmere Temperaturen und die helleren, längeren Tage in Bologna wider. Da das Frühlingswetter hier in Deutschland zu der Zeit meiner Selektion noch auf sich warten ließ, sind auch ein paar melancholischere Tracks enthalten. Ich selektiere meist intuitiv und achte nicht sehr stark auf Genres, Rhythmus etc.
Woher kommt deine Begeisterung für Musik aus Italien?
Ferry: Ich bin sehr italophil aufgewachsen. Meine Tante ist in den 80ern für ihre Doktorarbeit nach Bologna gezogen und letztendlich dort geblieben. Seitdem war sie immer der erste Anlaufpunkt für Familienurlaube, Roadtrips etc. Somit hatte ich seit klein auf eine Italo-Connection. Während meines Studiums habe ich dann ein Auslandssemester in Mailand gemacht. Zur Coronazeit bin ich nach Italien gezogen und lebe seitdem zwischen Düsseldorf, Mailand und Bologna. Italiener sind sehr emotional und beherrschen es, diese Gefühle zu artikulieren. Dementsprechend sind die Texte vieler Lieder sehr tiefgehend und haben definitiv den Hang zum Poetischen. Dazu kommt die Phonetik der Sprache - Italienisch ist für mich die schönste Sprache der Welt. Das, in Kombination mit der musikalischen Pionierarbeit in Italien in den 70ern und 80ern, hat herausragende und berührende Tracks entstehen lassen.
Wie suchst du nach Musik? Nach welcher Musik suchst du?
Ferry: YouTube ist für mich ein immer wieder unergründlicher Ort, um italienische Musik zu entdecken. Online-Radios wie NTS oder Callshop begleiten meine tägliche Büroarbeit. Bei den dort gespielten Shows stoße ich auch öfter auf interessante Stücke. Ich suche viel genreübergreifend, lasse mich häufig treiben und finde dann gegebenenfalls eine Nische, die ich besonders interessant finde. Aktuell habe ich zum Beispiel meine Liebe zum Italo Prog Rock aus den 70er- bis 90er-Jahren entdeckt.
Was löst italienische Musik in dir aus?
Ferry: Italienische Musik ist für mich ein Rückzugsort aus dem Alltag und bringt mich in kürzester Zeit an schon erlebte Situationen in Italien. Höre ich zum Beispiel „Il Mio Canto Libero“ von Lucio Battisti, sitze ich im Handumdrehen in einem kleinen Boot in der Bucht von Castiglioncello. Neben mir meine Freunde aus Empoli, Cosimo, Federica und Lorenzo. Gerade ist die Golden Hour, es sind 28 Grad. Wir singen alle zusammen mit, essen Focaccia, Insalata Caprese und trinken kühlen Weißwein.
Gibt es eine bestimmte Zeit, die dich musikalisch besonders interessiert?
Ferry: Vor allem interessiere ich mich für Musik aus den 60ern, 70ern und 80ern, eine Zeit, die in Italien von wirtschaftlichem Aufschwung, Emanzipation und Freiheit geprägt war.
Welche Region interessiert dich vor allem in Italien?
Ferry: Bologna ist für mich wie eine zweite Heimat. Es ist eine junge, pulsierende und zugleich verträumte Stadt, die eine große Subkultur in Bezug auf Musik, Mode und Kunst in sich trägt. Ich kenne keine andere Stadt mit so einer magischen Anziehungskraft. Allgemein interessiere ich mich aber für ganz Italien, ob Rom, Neapel oder Mailand.
Was hat es mit Radio Tedesco auf sich?
Ferry: Die Radioshow Radio Tedesco trägt all meine Antworten auf die Fragen in sich. Sie spiegelt meine italienische Vergangenheit, meine Liebe zu und mein Interesse an Italien wider. Ich spiele ausschließlich italienische Musik.
Zu guter letzt, wie trinkst du deinen Kaffee am liebsten, auf deinen Trips nach Italien?
Ferry: Café Americano, schwarz :-))
Tracklist:
- Mauro Pagani - La fata
- Edda Dell’Orso, Ennio Morricone - Coiffeur pour dames
- Piero Umiliani - Oltre l’acqua del fiume
- Nada - Confiteor
- Silvana Simone - Spontaneamente
- Lapera - Tentativo d’evasione
- Gruppo 2001 - Era bello insieme a te
- Lucio Battisti - Due mondi
- Umberto Rosario Balsamo - Crepuscolo
- Lapera - Catarsi
- CCCP - L’andazzo Generale
- Alan Sorrenti - Incrociando Il Sole
- Don Bernini - Ikebana